Donnerstag, 20. Oktober 2011

Natur und Beton – ein peinliches Drama der Landesregierung Andalusien

In der Provinz Almeria gelegen hat Cabo de Gata in den letzten 10 Jahren immer wieder Schlagzeilen gemacht. Nicht der fast schon kitschigen Schönheit dieses naturbelassenen Fleckchens Erde wegen, sondern eines Bauwerkes, was geschmackloser fast nicht mehr machbar ist: El Algarrobico, ein fast 20 Stockwerke hoher Betonmoloch, was denn irgendwann mal ein 5 Sterne Hotel (über 400 Zimmer) sein sollte. Ein Bauwerk, was nur die üblichen Verdächtigen in die Landschaft setzen können. 

Die Geschichte in wenigen Worten: El Algarrobico sollte als Hotel im Naturpark Cabo de Gata Urlauber anlocken. Man muß dazu wissen, das - mit Ausnahme des kleinen sympathischen Städtchens San José, mittlere Gebäudehöhe etwa 2 Stockwerke - Cabo de Gata eine der noch wenigen verbleibenden absolut unverbauten  Küstenzonen von ganz Spanien ist. Keine Betonklötze, keine Touristen Siedlungen, nur Natur, Wüstenambiente, glasklare Luft, wunderbare einsame Stände und viele Kakteen.

Wie also kommt es, dass ausgerechnet hier so ein Betonmoloch hingebaut wird? Mitten im nichts, mitten im Naturpark? Vorbildlich hat Greenpeace vor Jahren schon auf die Missstände hingewiesen, protestiert, insistiert, prozessiert und eine in Spanien doch eher seltene Geeschichte von Prozessen angeschoben: es kam am Ende zum Baustopp. Und wie Greenpeace eben so ist, sie lassen nicht locker. Sie forderten nicht nur Baustopp sondern Rückbau und Wiederherstellen der Situation vor Baubeginn. Langsam kamen doch interessante Fakten ans Licht: Die gleiche Landesregierung, die jetzt so entrüstet die Fakten kommentierte und sofortiges Abreissen forderte (PSOE Sozialisten seit Anfang der 80er im Amt) deklarierte Cabo de Gata als "Reserva Natural", um dann 1997 genau im gleichen Naturpark die Zone um El Algarrobico dann als Baugebiet auszuweisen. Irgendwann kam dann eine ganz "legale" Baugenehmigung der Gemeinde heraus mit dem Segen der Landesregierung, der Bau des Monster Hotels  wurde begonnen. Schnell, schnell, damit keiner protestieren kann.

Dann kam womit keiner gerechnet hatte: Die Leute protestierten, denn sie mussten nun fassungslos zusehen, wie mitten in ihrer wunderschönen verlassenen Gegend am Strand ein 20 stöckiges Bauwerk errichtet wurde. Es folgte nun eine Klage nach der anderen, der Investor war natürlich bemüht seine wegschwimmenden Felle zu retten, erhob einen Einspruch nach dem anderen. Die Politik, die bis dahin immer hinter ihm stand, lies ihn nun fallen, denn plötzlich standen ja nun Wählerstimmen zur Disposition, die sind nunmal wichtiger. Selbst die sonst so erfolgreiche Methode der Landesregierung (über Jahre hinweg nichts machen, zermürben, und dann irgendwann mal weiter machen) half nichts, denn Greenpeace kam immer wieder und hängte Transparente an die Fassade, das letzte dann vor ein paar Wochen “para cuando la demolicion?” (bis wann also der Abriss?).

Ein Witz wie sich die Landesregierung mit lausigen Begründungen immer wieder herausreden wollte, und sich selbst als Betrogene darstellte. Fakt ist, dass sie selbst diesen Bau zu vertreten hat. All den Klagen und Instanzen wurde nun aber ein Ende gesetzt:  Am 04/10/2011 stellte das oberste andalusische Landesgericht (Tribunal Superior de Andalucia) fest, dass die Baugenehmigung von El Algorrobico ungültig ist, el Algarrobico somit illegal, das Bauwerk muss abgerissen und der vorherige Zustand wieder hegestellt werden. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Die Landesregierung in Sevilla will nun - plötzlich ganz forsch und entschieden - sofort zur Sache gehen und abreissen lassen. Sie wissen ja, nächstes Jahr im Mai 2012 sind Wahlen zum Landtag, die PSOE fürchtet ohnehin um ihre Mehrheit.
 
Lange hat es wohl gedauert - am Ende aber dieses Mal Happy End! Die Nachricht hat mich wirklich ausserordentlich gefreut, ich verfolge die Geschichte nun seit Jahren mit grossem Interesse. Schön zu wissen, das Recht bisweilen auch gegen einfältige aber mächtige Kapitalinteressen gesprochen wird. Viva Cabo de Gata! Wie dem auch sei, lassen Sie sich nicht davon abhalten Cabo de Gata zu besuchen, es ist traumhaft! Unterkünfte gibt es nicht sehr viele, weil wenig Bebauung, es lohnt sich also frühzeitig eine Unterkunft in San Jose zu reservieren

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