Samstag, 1. November 2008

Neues Regelwerk fürs Bauen

Alle reden von der Krise in diesen Zeiten, nur der Gesetzgeber macht sich darüber Gedanken wie man das Bauen noch komplizierter machen kann. Üblicherweise mit erheblichen Konsequenzen verbunden.

Dieser Tage heisst das “Codigo Técnico de Edificacion (CTE)”, ein neues Bau - Regelwerk, herausgebracht von dem spanischen Gesetzgeber und gültig für alle Neu-Bauten, für die eine Baugenehmigung NACH März 2007 beantragt wurde. Und weil das Gesetz noch nicht fertig war, gab es dann über mehr als ein Jahr verteilt immer wieder Übergangslösungen, die dann sukzessive das Gesetz komplettieren konnten. Nun ist es aber fertig.

Inklusive nun die Pflicht zur Nutzung der Solarenergie, erhöhter Wärmeschutz (Wärmeschutznachweis), Schallschutz, Standfestigkeitsnachweis, Baustoffe, Bewohnbarkeit, Benutzerfreundlichkeit, Energieeinsparung etc. Alles also Dinge, die wir als Benutzer seit langem fordern, und sicher auch richtig finden, doch eines ist die persönliche Überzeugung und das andere ist, ob wir auch bereit sind Mehrkosten dafür zu tragen. Die belaufen sich auf etwa 150 EUR /m2, die Kosten für den klassischen spanischen Piso erhöhen sich also um etwa 10 – 15.000 EUR . Bei einem Bauträger, der nun 50 Wohnungen baut also eine halbe Million mehr. Es liegt auf der Hand, dass die eingeläutete Krise hausgemacht ist, denn seit Inkrafttreten des CTE werden wesentlich weniger Baugenehmigungen beantragt (noch nicht einmal die Hälfte), denn so manch einer dachte sich wohl, die halbe Million schieb ich mir selber ein, beantrage also noch rasch die Genehmigung, bevor ich dem CTE entsprechen muss. Die Krise also angestossen durch den Codigo Técnico de Edificación?

Für die Bauleitung sind auch ein paar Perlen dabei: Es muss jetzt ausser dem Architekt, Aparejador und Sicherheitsbeauftragter auch eine weitere Person erscheinen, der die “Control de Calidad” übernehmen muss. Nach Abschluss der Baustelle möchte der Gesetzgeber nun alle Materialien zertifiziert und schön im Ordner liegen sehen, ebenso muss eine Abnahmebescheinigung dabei sein, dass alles auch so ist, wie es auf diesen Zertifikaten steht. So richtig möchte sich bisher noch keiner der Kollegen an diese sehr arbeitsintensive Aufgabe heranwagen, das geht den Aparejadores anscheinend auch nicht anders. Das und auch die erforderlichen Nachweise machen alleine schon das Projekt des Architekten zum Lexikon: Eine Standard Villa in Marbella umfasst nun etwa 300 Seiten an Lesestoff nebst ausführlichsten Plänen. Auch die Fachleute die sich bisher immer vor Verantwortung drücken konnten (Bodengutachter, Statiker, Haustechniker etc) müssen nun ihren Stempel unter ihre Arbeit machen und sind dafür auch haftbar. Aber das treibt den Kostenfaktor “Honorare” auch in die Höhe

Trotz der anfänglichen Mängel: Der CTE ist ein überfälliges Regelwerk, eigentlich nichts anderes als ein weitere Schritt Richtung Europa. Wer kennt nicht die klassische spanische Wohnung ohne Heizung und mit 7cm Trennwänden zum Nachbarn? Mit dem klassischen Gas - Durchlauferhitzer für 80 EUR, bei dem wir die Wahl haben, uns zu verbrühen oder mit kaltem Wasser zu duschen. Das sollte sich nun alles ändern.


Resümierend kann ich dazu nur sagen: Absolut erforderlich, auch wenn aller Anfang mühselig ist, der eingeschlagene Weg ist richtig.